Über uns...

Dieses Blog diente der Vorbereitung einer Inszenierung - hier tauschen sich die Beteiligten über ihre Sichtweise des Stücks, die Ideen zur Inszenierung, die Probleme mit dem Text und anderes mehr aus.

Leider ist dies Inszenierung bis auf weiteres verschoben. Daher hier erstmal nichts neues.

Freitag, 8. Dezember 2006

Putting Things Into Perpective

In 'Kleine Dankbare Geste' fragtest du

Verschaffen wir damit Zettel ein unangemessenes Gewicht?

Das kann man verallgemeinern und fragen
Welche möglichen Gewichtungen sind angemessen?

Hier der Versuch eines Vergleichs:

  • Der Hof

    Das Stück aus der Sicht Theseus' und Hipploytas? War mir erst gar nicht mal so sicher, ob und wie das gehen soll, die haben doch nur am Anfang und am Ende ein paar Szenen. Only serves to show...


    Wenn man den Sommernachtstraum nämlich anlässlich einer Fürstenhochzeit aufführt, ist das fast die einzig mögliche Sichtweise. Theseus und Hipployta vertreten das Hochzeitspaar, repräsentieren das Ideal. Oberon und Titania repräsentieren auch das Hochzeitspaar - und besonders der Ehestreit wird den schon länger verheirateten Paaren die Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit selbst in einer 'guten' Ehe vorgeführt haben. Die Liebhaber führen 'Verirrungen' in unterschiedlichsten Graden der Romantisierung vor, die Elfen das ungezügelte Lustprinzip, der Esel das animalische und, und, und... Pyramus & Thisbe spiegeln satirisch sowohl die Lysander und Hermia als auch die Theateraufführung an sich


    All das Zeug, das man halt im Studium und Büchern dargelegt bekommt. Und wenn du einen heiratswilligen Fürsten - oder doch zumindest einen Bürgermeister oder so - auftreiben kannst, werden wir das auch in die engere Wahl ziehen.



  • Die Liebhaber
    Die Liebe bei Shakespeare: Ein Spiel des Zufalls, der Einbildung und der Illusion.
    kulturkurier

    Hier scheinen die meisten modernen Bearbeitungen anzusetzen - Was bestimmt, wen wir lieben? Ist wirklich alles so rational wie wir beteuern? Wie leicht verliere ich was ich sicher geglaubt habe?


    Wenn es um die Aussage des Stückes geht, dann müssen die vier Liebhaber zwangsläufig centre stage sein. Theseus und Hipployta sind dann das rational Prinzip, die Elfen das Irrationale und unsere Lover hin- und hergerissen. Es sind die Männer, die diesem Spiel ausgeliefert sind - beide Mädchen bleiben bei ihrer ursprünglichen Wahl. Hier kann man versuche, die Aussagen aus der 'Club-Dialektik' Interpretation umzusetzen - ich finde allerdings immer noch, das diese zu theoretisch und bühnenfremd sind. Ausnahme ist vielleicht die Charakterisierung des Beziehung Demetrius' zu Helena.


    Die Handwerker sind in dieser Variante hauptsächlich comic relief, Pyramus und Thisbe verliert den Charakter eines Kommentars zur Handlung - dort findet die irrational / hormonelle Verwirrung ja nicht statt.



  • Die Elfen

    Interessant fand ich den im Boston Globe erwähnten Ansatz

    Oberon, who moves from Strindbergian jealousy and misogyny to a sensual but tender lover by play's end.

    Ich kann nicht ganz sehen, an welcher Stelle diese Verwandlung denn einsetzen sollte - Oberon bleibt bis zur Entzauberung Zettels ein intriganter Manipulator, danach tritt er nur noch einmal - zur Segnung des Brautbetts - auf. Vielleicht ja im Off?


    Ich denke, die tragische Gestalt bei den Elfen ist Puck - Klassenkasper, Zauberlehrling, Männerfreund, all sowas halt - hatten wir aber schon mal, gell.



  • Die Handwerker

    Die ewigen Underdogs. Rustics, Clowns, Rabble. Ich denke, gerade das macht den Zettels Traum Ansatz so interessant:
    Wie sieht ein Stück, das von den Reichen, Mächtigen und Schönen handelt aus Sicht des 'abgeschmacktesten der Tölpel' aus? Was ist Zerrbild, was Wunschtraum?
    Ist es wirklich vermessen zu träumen, dass wenigstens einmal jemand wirklich wichtiges ein anerkennendes 'Er soll nochmal brüllen' äußert?




Natürlich sind das hier die Extreme - jede dieser Sichtweisen wird sich schon von selber - durch die Dynamik des Stücks, die Interessen der Schauspieler, der Notwendigkeit Abwechslung und Spannung aufrecht zu halten usw. - Geltung verschaffen.
Aber ein klein wenig Einfluss haben wir schon - und den sollten wir auch nutzen...