Über uns...

Dieses Blog diente der Vorbereitung einer Inszenierung - hier tauschen sich die Beteiligten über ihre Sichtweise des Stücks, die Ideen zur Inszenierung, die Probleme mit dem Text und anderes mehr aus.

Leider ist dies Inszenierung bis auf weiteres verschoben. Daher hier erstmal nichts neues.

Dienstag, 14. April 2009

Offenbar liest hier wieder jemand....

...daher ein paar Tips zur 'Lesereihenfolge' (Das ganze ist dann doch etwas ungeordnet.)

Die beiden Grundgedanken sind

  • Zettel steht im Mittelpunkt, träumt den Sommernachtstraum
  • Die Elfen sind keine Naturgeister mehr, sondern leben seit 400 Jahren im Theater
Zur Einstimmung: Metamorphosen

Die Grundidee, daraus resultierende Probleme und ggf. Lösungsansätze:

Sonntag, 18. Februar 2007

Es sind da Dinge in dieser Komödie...

Es gibt einen neuen, auf der Eschenburgübersetzung basierenden Arbeitstext:

MDN - Arbeitstext

Zur Farbkodierung:
Du wirst sehen, dass ich ganz links eine schmale Spalte an die Tabelle angefügt habe. Ich schlage vor, diese zur Koordination zu benutzen:
  • weiss: noch nicht besprochen
  • rot: von mir eigenmächtig vorgeschlagene Änderungen
  • orange: derzeit diskutierte Änderungen (oder solche, die du vorschlägst und diskutieren möchtest)
  • grün: akzeptierte Änderungen, noch nicht geprobt
  • blau: endgültige Fassung

Sonntag, 11. Februar 2007

Hast du des Löwen Rolle schriftlich?

Erste Version des Eschenburg Textes ist jetzt online:
Ein Sommernachtstraum (Übersetzung von J.J. Eschenburg)
Freundlicherweise von J.G. korrigiert und verbessert.

Donnerstag, 1. Februar 2007

Joh. Joach. Eschenburg

Da ich zu faul bin, all den Text händisch zu tippen, habe ich beim Forum von william-shakespeare.de folgende dumme Frage gestellt:

Weiß jemand etwas von einer - oder besser noch - hat jemand eine online Version der Sommernachtstraumübersetzung von Eschenburg? Ich habe die Druckausgabe von 1778 vor mir liegen und auch schon fleißig 1.5 Akte abgetippt - aber vielleicht hat das ja vor mir schon mal jemand gemacht.

Mir wäre auch schon geholfen, wenn ich eine frustriert in die hinterste Ecke der Festplatte verbannte unvollendete Version (so sie denn Akt II enthält) weiter verwenden könnte.

Daraus entspann sich dieser interessante Dialog:
Geschrieben von J.G.
[...]
Ja um Himmelswillen, Allerbester, wie kannst du denn dieses übersehen haben: http://gutenberg.spiegel.de/shakespr/johannis/Druckversion_johannis.htm? Das ist zwar Wielands Übersetzung des Sommernachtstraums unter leicht geändertem Titel, aber im Text nahezu mit Eschenburg identisch.

Außerdem: Die Fassung von 1778, die dir vorliegt und den Namen Eschenburg nennt, ist nicht das Eschenburg'sche Original, sondern der Text des sog. "Mannheimer Shakespear" von Gabriel Eckert, der auf der Eschenburg-Fassung beruht, diese aber "verbessert". Es gab darüber einen langanhaltenden Gelehrtenstreit.
J.



Geschrieben von FitzLade
Nee, den Wieland hab' ich nicht übersehen - sowohl online als auch im Druck vorliegend.
Aber er lässt mir zuviel aus, den ganzen Schluss z.B. (Mit der Bemerkung: * Hier folget im Original noch ein kleiner Feen-Auftritt, wo Puk zuerst mit einem Besem erscheint, um das Haus zuvor auszukehren, Oberon und Titania aber mit ihrem Gefolge dasselbe durchtanzen, und durch einen Gesang einsegnen. Es ist mir unmöglich gewesen, diese Scene, welche ohnehin bloß die Stelle eines Divertissement vertritt, in kleine gereimte Verse zu übersezen; in Prosa aber, oder in einer andern Versart als in kleinen Jamben und Trochäen, würde sie das tändelnde und Feen-mässige gänzlich verlohren haben, das alle ihre Anmuth ausmacht.)

In Akt I, Szene 1 lässt er die Antworten Hermias auf Lysanders Litanei weg (weil er sie nicht mädchenhaft genug findet).
und, und, und, ...

Die Unterschiede sind doch so gross, dass man da nicht einfach so drüber weglesen kann.
Ich könnte natürlich Wieland nehmen und bearbeiten, spart tippen, erfordert aber mehr Konzentration.

Das mit dem Mannheimer Shakespeare war mit entgangen. Hasst du nähere Angaben (ich hab beim schnellen googeln (hier finde ich jetzt passen, dass mein Rechtschreibprüfung mir 'mogeln' anbietet) nur gefunden, dass die 1778 Ausgabe aus Straßburg die von Eckert verbesserte sein soll).

Gruss
Fitzlade



Geschrieben von J.G.
Hallo,

wäre es nicht tatsächlich besser, den Wieland in den Eschenburg hinüberzuschreiben, anstatt mühselig Zeichen für Zeichen den Eschenburg abzuschreiben? Ich würd's nach dem ersten Verfahren machen. Natürlich unterscheiden sich Wieland und Eschenburg, sie sind aber auch streckenweise identisch. Man hat damals ja noch urheberrechts-bedenkenlos stets versucht, einen Konsens-Text herzustellen; auch Eckert hängt diesem Ideal an: "Es gibt nur einen 'richtigen' deutschen Text!". Das Übersetzerideal ändert sich erst ab der Romantik, also ab Schlegel-Tieck.

Zu Gabriel Eckert und dem "Straßburg-Mannheimer Shakespear" die folgende Passage aus "Weltliteratur": "Der sog. 'Mannheimer Shakespeare' ist ein Nachdruck der Eschenburgschen Ausgabe (Zürich 1775-1782) - und ist es auch nicht, auf jeden Fall aber der Gegenstand eines sich lang hinziehenden Gelehrten- und Rechtsstreits. Zunächst hatte man nämlich mit Eschenburg verhandelt, ihm angeboten, die von Gabriel Eckert, einem gründlichen Kenner des Englischen, für nötig befundenen Änderungen mit ihm abzusprechen [...], druckte freilich schon während dieser Verhandlungen die ersten drei Bände unter Eschenburgs Namen nach. (Eschenburg lehnte verständlicherweise ab, der Zürcher Verlag protestierte). Erklärungen und Gegenerklärungen in Zeitschriften, Broschüren, Anmerkungen und Nachworten schlossen sich an. Tatsächlich enthält die Mannheimer Ausgabe außer einigen Verschlimmbesserungen und Ergänzungen viele Berichtigungen von Übersetzungs- und Druckfehlern (die separat voran- oder nachgestellt wurden). Manche dieser Korrekturen hat Eschenburg später sogar stillschweigend übernommen". Die Ausgabe erschien zuerst in Straßburg bei Franz Levrault (das ist Anton von Klein) bis Band 7, danach bis Band 22 in Mannheim. Die Bände 20 und 21 enthalten auch die beiden kurzen, knackigen Streitschriften Gabriel Eckerts gegen Eschenburgs "äußerst fehlerhafte Uebersetzung der Werke Shakspears".- Goed. IV/1,672,10 u. 551,50; Goed. VII,708,1; Veitenheimer 1414; Weltliteratur 146 ff.; Price/Price 922; Price (Engl. Lit. in Deutschland 1500 - 1960) 243.

Wenn du in deinem Exemplar den Verlagsort Zürich hast, dann liegt dir das Eschenburgsche Original vor, andernfalls Eckerts Nachdruck. Ich denke aber, du hast Straßburg drin stehen, es handelt sich wohl also um den ersten Band der Eckert-Ausgabe von 1778. Ich habe die ganze Ausgabe hier. Falls du was brauchst aus den Begleitessays Eckerts oder sonstigen Shakespeare-Text aus dieser Ausgabe, lass es mich wissen, ich mach dir Scans im jpg-Format; dein Exemplar aus der Uni-Bib wirst du wahrscheinlich nicht kopieren dürfen.

J.



Geschrieben von Fitzlade
Ich werd's mal mit dem Ansatz Wieland zu Eschenburg versuchen - vielleicht ist es ja wirklich einfacher.

Und ich hab tatsächlich die Ausgabe Straßburg, bey Franz Levrault &c.
Ist allerdings Eigentum (ich sitz hier als IT-Projektleiter im neu-Elizabethanischen London und hab von daher mit Uni-Bibs nicht mehr viel zu schaffen). Dafür nur Band 1 - es geht primär um die Erstellung eines spielbaren Texts für eine Theaterproduktion (link zum blog - wenn du nichts dagegen hast, würde ich dies hier dort gerne benutzen), philologisches ist daher nur interessant, nicht wirklich wichtig (zumal die vorangestellten Korrekturen nur 3 Stellen im MND erwähnen - für die Korrekturen im Sturm aber 6 Seiten benötigen). Wenn es dir für so profane Zwecke nicht zuviel Mühe ist, würde ich mich über eine gescannte Version des Begleitessays freuen (einsommernachtstraum[at]gmail[dot]com).

Danke für den Input
Fitzlade (Markus)


Montag, 29. Januar 2007

Keinen Jüngling von Athen

Ein Problem hab' ich ja noch: Lysanders Verzauberung durch Puck!
In "Blinder Fleck?" schlug ich vor, Puck in Rebellion gegen den Liebesentzug und die mangelnde Anerkennung durch Oberon handeln zu lassen. Das klingt zwar - einigermaßen - plausible, ich weiß aber nicht, ob's auch zum Text passt:

Keinen Jüngling von Athen
Konnt' ich in dem Hain erspähn,
Dessen Auge dieser Blume
Zauberkraft bewähren könne.
Nacht und Sille! wer ist der?
Kleider von Athen trägt er;
Der ists, den der König meynt,
Um den dieß gute Mädchen weint.
Hier liegt es, hier, und schläft gesund
Auf dem feuchten lockern Grund.
Die holde Seele! durfts nicht wagen,
Sich näher zu dem wilden Manne,
dem Mädchenhasser hinzulegen.
Kerl, auf deine Augen gieß' ich
Allen Zauber dieser Blume!
Wachst du auf, so soll dein Schlummer
Armors Zorn auf deinem Auglied
Den gewohnten Sitz verbieten.
Wach itzt auf! ich geh davon;
Denn ich muß zum Oberon.

Man kann das natürlich alles in Ironiezeichen setzen. Aber da Herr Eschenburg hier offenbar eh einen schwachen Tag hatte ("Dessen Auge dieser Blume Zauberkraft bewähren könne." Das bedeutet a) nix und ist b) noch nicht mal ein richtiger Vers, sondern nur versartig umbrochene Prosa - als wär's 'n 80er-Jahre Problemgedicht) will ich hier lieber sinnenstellend kürzen.
Das mit dem Armors Zorn u.ä. ist völlig unverständlich und - wie ich gerade sehe - von Wieland. Schauen wir also bei Schlegel:
Wachst du auf, so scheuch' der Schlummer
Dir vom Aug' der Liebe Kummer!

Das ist auch nicht besser. Fried also
Wach nur auf: vor Liebespein
Sollst du fortan schlaflos sein.

Ah, das meint er also. Nehmen wir so - merkt schon keiner. Und da's sich wenigstens reimt, die beiden Zeilen davor - leicht abgewandelt - auch noch dazugepackt:
Keinen Jüngling von Athen
Konnt' ich in dem Hain erspähn,
[...]
Nacht und Sille! wer ist der?
Kleider von Athen trägt er;
Der [sei's], den der König meynt,
Um den dieß gute Mädchen weint.
Hier liegt es, hier, und schläft gesund
Auf dem feuchten lockern Grund.
[...]
Wart, Kerl, deinen Augen
Soll die
Blum' zur Lehre taugen
Wach nur auf: vor Liebespein
Sollst du fortan schlaflos sein.
Wach nur auf!
ich geh davon;
Denn ich muß zum Oberon.


Etwas später kommt dann ja noch die Szene, in der Oberon Puck beauftragt, die Auflösung mit einzuleiten. Diese endet mit den Zeilen:
Ober. Gib Acht! Es könnte leicht vom Lärmen, den sie machen,
Demetrius zu früh erwachen.

Puck. Dann wär’ erst unser Spass vollkommen;
Dann buhlten ihrer Zwey um Eine.
Je widersinniger die Sachen
Sich drehn, je mehr hat Puck zu lachen.


Wenn Puck seinen Text als Aside spräche und später statt acht zu geben den Demetrius gar weckte, sollte eigentlich kein Zweifel mehr an seiner eigenständigen Einmischung herrschen.

Wird rund so, glaub ich.

Dienstag, 23. Januar 2007

If Music Be The Food Of Love...

Vielleicht hat meine musikalische Taubheit in Bezug auf unser MND Projekt einen ganz einfachen Grund: Die Inszenierung ist unmusikalisch!

Wenn man sich verfügbare MND Musiken anhört, stellt man fest, dass sie meistens eine Elfenperspektive zugrunde liegen haben (Britten stellt sogar die Szenenfolge so um, dass er mit den Elfen anfangen und aufhören kann) - und Elfen sind ja bekanntermassen musikalische Wesen. Allenfalls eine höfische Perpektive ist noch denkbar, die gibt uns dann Hochzeitsmarsch &c.

Wenn wir das Ding aus Zettels Perpektive machen, verlieren wir das meiste. Es bleiben zwei Lieder:

  • Das in "Musik, Zwo, Drei, Vier" als passend bezeichnete Elfenlied.

  • Zettels Lied - das übringens auch passt: Durch die Verwandlung wird Zettel quasi als Elf in die Elfenwelt gehoben (These: Ohne die Verwandlung würde Titania ihn nicht sehen und sich folglich auch nicht verlieben können).


Versuchen wir's doch mal so: Der erste Elf sing das Lulaby a capella. Fremdartig aber durchaus musikalisch. Das kann sich am Nyman Beispiel oder auch an Joanna Newsom (zu beidem siehe "Musik, Zwo, Drei, Vier") orientieren.
Zettel versucht das auch, aber kriegt nur das fremdartige hin - musikalisch wird das nicht.

Ob der Elfensegen gesungen wird, hängt von der Inszenierung ab. Spricht Puck seinen Schlussmonolog zum abgehenden Oberon (siehe Günters Kommentar zu "Blinder Fleck") gibt's eh keinen Segen.
Ist der Ausklang zwischen Puck und Oberon eher versöhnlich, kann der Segen so klingen wie das Lulaby (und auch vom 1. Elfen gesungen werden).

Bleibt der Tanz. Ein Morris Dance ohne Musik wäre dann tatsächlich mal ein echtes direktes Pratchett-Zitat (anders als du meinst ist hier soviel Pratchett gar nicht drin - höchstens die Idee, dass die Art wie wir über Elfen erzählen deren Existenz bestimmt). Vielleicht gar nicht so schlecht.

Sonntag, 21. Januar 2007

Musik, Zwo, Drei, Vier

Ich bin beim Thema Musik für den Sommernachstraum noch kein Stück weiter gekommen, da will sich einfach nichts von selbst ergeben. Also, mal wieder der Versuch zu systematisieren:

Musik im Stück hat verschiedenen Aufgaben, sie ist

  • Vom Autor vorgegeben
    An verschiedenen Stellen wird getanzt oder gesungen. Zumindest da braucht man Musik
    • Titanias Lulaby
    • Zettels Lied nach der Verwandlung
    • Ein Tanz von Rüpeln
    • Oberons Elfensegen
  • Durch Text und Tradition nahe gelegt
    • Die Elfenzaubersprüche werden oft gesungen oder zumindest mit Musik unterlegt
    • Der Hochzeitsmarsch
    • Mendelssohn hat auch einen Trauermarsch für Thisbe
    • Ouvertüre
  • Durch die Inszenierung bestimmt
    • Vielleicht ist Helena ja ein Schlagerstar (und nicht Unterwäschemodell)? Dann kann sie auch ein Liedchen trällern. (Ich dachte an I.3)
    • Und vielleicht fällt uns hier noch mehr ein


Wenn wir das jetzt nach unseren vier Personengruppen und den drei Ebenen ("Realität", Traum, Elfenwelt) ausdifferenzieren, kriegen wir so in etwa:


Realität
Traum
Elfenwelt
Hof

Hochzeitsmarsch

Liebhaber

Helenas Liedchen

Handwerker
Kann eigentlich nur hier stattfinden.
Tanz von Rüpeln
Zettels Lied
Elfen

Oberons Elfensegen
Zaubersprüche
Titanias Einschlaflied


Was fällt auf? So richtig passend - im Sinne von Übereinstimmung von Ebene und Person - ist eigentlich nur das Lulaby, vielleicht auch noch der Rüpeltanz. Davon ausgehend kann anderes dann zur Illustration der Ebene (Zaubersprüche) oder der Person (Helena) verwendet werden, kann Karikatur sein - der Tenor wird mit diesen beiden Stücken vorgegeben.

Ideen? Vielleicht (Klangbeispiele, nicht die tatsächlichen Lieder)
(Alle Beispiele von amamzon.com)
Ich hab wirklich keine Ahnung.

Aber zum Rüpeltanz, da hab' ich was:

Donnerstag, 18. Januar 2007

When Shall We Three Meet Again...

Mittwoch, 17. Januar 2007

Günter - per E-Mail

Der Blacher (Ballett-Musik "Der Mohr von Venedig") war ja nur so eine Idee ... Da ich keine CD davon gefunden habe, hab ich die Noten selbst eingegeben und MIDI-files draus gemacht - klingt ziemlich scheußlich künstlich, ja, aber gibt vielleicht eine Ahnung.

Titel 13 - klassisch 12-Töner, aber rhythmisch spannend (und selbst eine 12-Ton-Reihe kann als "Melodie" empfunden werden. Schöne Steigerung der Emotion - und gleichzeitig die Ausweglosigkeit ... Schick, wie er eine Fuge modern interpretiert

Titel 02 - kleines Zitat von Tschaikowskis "Marsch der Ritter" - dann das "Liebesmotiv"

Titel 03 - ja, auch die Minimalisten hatten ihre Vorläufer ... hier noch mit 12-Ton-Reihen obendrüber

Nur mal so als Eindruck - ist mir aber eigentlich ein bisschen zu sehr depri

GG

Termine

Da ich in Deine Sidebar-Gestaltung nicht eingreifen will - hier ein Link per Posting:

Terminplanung

Da habe ich mal die Theatertemine abgelegt und wie Proben möglich sind. Wenn Du den Link in die Sidebar kriegst, dann kann dieses Amateurposting natürlich wieder weg ...

Sonntag, 14. Januar 2007

Blinder Fleck?

Oberon und Titania mal wieder...

In Elfengezänk hatte ich postuliert, dass Oberon und Titania sich in das bisherige Konzept nicht so richtig einfügen wollen. Bei genauerer Betrachtung ist das Problem aber noch gravierender: Sie kommen im jetzigen Konzept nicht vor.
Das geht natürlich nicht.

Zunächst eine Zusammenfassung der Elfenszenen unter besonderer Berücksichtigung der Funktion der Szenen im Stück.

  • II.1 (Erste Elfenszene)
    Wir erfahren zunächst von dem Streit zwischen Oberon und Titania und dessen Ursache in der Entführung des indischen Knaben. Im zweiten Teil der Szene wird Puck vorgestellt. Hervorgehoben werden seine Eigenschaft als Gaukler Oberons und sein Talent, durch Veränderung der Stimme oder Gestalt Leute in die Irre zu führen.
  • II.2 (Streitszene Oberon - Titania)
    Zunächst der Grund für die Anwesenheit sowohl Oberons als auch Titanias: Beide wollen sie zu Theseus Hochzeit - dabei erfahren wir, dass es zwischen Elfenherrschern und Hofgesellschaft auch in der Vergangenheit regen Kontakt gab.
    Sodann Schilderung der Auswirkungen des Streits auf die Natur, Missernten, Überschwemmungen, Kälteeinbrüche etc.
    Die Forderung Oberons nach dem indischen Knaben lässt Titania die Geschichte dieses Knaben und seiner Mutter erzählen.
    Oberons Plan mit der Blume, die Geschichte dieser Blume und der Auftrag an Puck, diese zu besorgen.
  • II.4 (Die Blume)
    Nachdem Oberon die Auseinandersetzung zwischen Helena und Demetrius belauscht hat, verspricht er Helena Hilfe. Puck erscheint mit der Blume und Oberon erklärt weitere Details seines Plans bezüglich Titania. Puck erhält den Auftrag, Demetrius auch mit der Blume zu verzaubern.
  • II.5 (Titanias Einschlafszene)
    Titania erscheint mir ihren Elflein und nach einem Wiegenlied schläft sie. Oberon kommt um sie zu verzaubern.
  • II.6 (Lysanders und Hermias Einschlafszene)
    Gegen Ende der Szene erscheint Puck und verzaubert irrtümlich (?) Lysander, der ja auch athenische Gewänder trägt.

  • III.2 (Der Eselskopf)
    Puck belauscht die Handwerker bei der Probe und verpasst dem Zettel einen Eselskopf. Daraufhin erwacht Titania und verliebt sich in ihn.
  • III.3 (SPinnweb, Motte &Co.)
    Die Elflein werden gerufen und von Titania angehalten, dem Zettel zu dienen
  • III.4 (Pucks Botenbericht)
    Oberon erfährt von Puck, das Titania sich in einen Esel verliebt hat.
  • III.5 (Pucks Irrtum)
    Hermia und Demetrius erscheinen streitend. Oberon erkennt Pucks Irrtum und schickt ihn, die anderen zu holen, damit die Verwirrung aufgelöst werden kann. Oberon verzaubert derweil den Demetrius.
  • III.6 (Streitszene, erster Teil, noch ohne Hermia)
    Oberon und Puck beobachten.
  • III.7 (Streitszene)
    Oberon und Puck beobachten.
  • III.8 (Nacht und Nebel)
    Oberon weist Puck an, die streitenden Liebhaber zu trennen und dann paarweise wieder zusammenzuführen, um die falschen Zauber aufheben zu können.
  • III.9 (Auflösung)
    Hermia und Helena kommen und schlafen auch ein, Puck löst Lysanders Verzauberung.

  • IV.1 (Titania und ihr Esel)
    Weitere Liebesbezeugungen Titanias und Eseleien Zettels. Oberon beobachtet, berichtet sodann Puck vom Erfolg seines Plans, erlöst schließlich Titania und weist Puck an, selbiges mit Zettel zu tun.

  • V.3 (Schluss)
    Puck verkündet die Mitternacht, Oberon und Titania weisen die Elfen an, die Paare zu segnen und Puck hält seinen Schlussmonolog.

Ich denke, wir sollten drei Handlungsstränge unterscheiden:
  1. Oberons Streit mit Titania
  2. Die Verzauberung der Liebhaber
  3. Die Verzauberung Zettels

Von diesen dreien ergibt sich eigentlich nur Zettels Verwandlung organisch aus dem Theatertraum-Konzept (wobei natürlich die Folgen mit Titania einer Motivation durch 1. bedürfen). Oberons Streit mit Titania ist unabhängig von allen anderern Motiven und Handlungen des Stücks, kann also allein stehen bleiben - vorausgesetzt wir finden einen Grund, warum die beiden ihren Streit ausgerechnet hier im Theater austragen.

Schwierig ist 2. Die Liebhaber sind Traumgestalten Zettels, erzählt vom Puck. Warum greift Oberon ein? Warum verwechselt Puck seine Traumgestalten?

Ich denke, eine Erklärung kann nur in der Beziehung zwischen Oberon und Puck gefunden werden. Und hier ist dann auch der 'Blinde Fleck' aus dem Titel: Nachdem wir uns geeinigt hatten, dass diese Beziehung nicht unbedingt schwul sein muss, hab ich einfach nicht weiter über Alternativen nachgedacht (als ob 'nicht schwul' als Charakterisierung reicht).

Eine Option die sich sowohl mit einigen von Günter geposteten Ideen (in Kleine Dankbare Geste)
Zwischen Oberon und Titania gibt es ebenfalls einen Kampf (ist das ein klassischer Elternkonflikt? Du verweichlichst ihn zu sehr vs. Du fasst ihn zu hart an?)

als auch mit einem Kommentar Daniels zu Metamorphosen
Wobei mir jetzt durch die Synonym/Homophon/Homonym-Kette
(Peter) Pan -> Satyr -> Faun -> Fawn -> Kid -> Child
wieder etwas in den Sinn kommt:
Hatten wir nicht mal darüber gesprochen, dass man Puck als Vorgänger des indischen Knaben sehen könne (ein seinerzeit von Oberon abgeschleppter Knabe)? Oder erinnere ich mich falsch?
Lässt sich ja vielleicht als dramaturgischer Subtext verwenden und passt zu der von dir angesprochenen Vorliebe Zettels für Yellow-Press-Produkte: Madonna holt armes Dritt-Welt-Kind in ihr Engelland.
Dementsprechend wäre Zettels Verwandlung durch Puck eine Parodie oder Replikation dessen, was ihm selber wiederfahren ist (Verwandlung in ein Sex Toy). [Allerdings ohne den Sex-Toy-Aspekt]

in Einklang gebracht werden kann:
Oberon / Puck kann als spätpubertäre Vater-Sohn-Beziehung gesehen werden. Einerseits hat sich Puck schon verselbständigt, führt Regie im eigenen Traum, im eigenen Theater. Der Alte kapiert das nicht, zieht seinen üblichen Stiefel mit Natur &c. durch, lässt sich aber herab, doch mal zu sehen was Junior so macht und hat gleich tausend Verbesserungsvorschläge. Und Puck will natürlich Oberons Anerkennung und versucht es ihm Recht zu machen.
Andererseits wird Puck in Oberons Gunst gerade durch den jungen Inder verdrängt - und dagegen rebelliert er (wenn auch vielleicht unbewusst). Daher die Sabotage der Pläne Oberons mit den Liebhabern, daher das Einmischen in Titanias Verzauberung indem er Zettel ins Spiel bringt.
Der zentrale Konflikt ist also nicht 'coming out' sonder 'coming of age' für Puck. Die Versöhnung am Ende könnte vielleicht so aussehen, dass alle Elfen sich gemeinsam Pucks Theatertraumtheater (Pyramus und Thisbe) ansehen - vom Zuschauerraum auf der Bühne.

Mehr dazu dann Dienstag

Montag, 8. Januar 2007

Böhmen, eine Wüste am Meer

Nein, sondern wie bereits mehrfach gesagt:
Ein Theater in Athen
Bisher hab ich da aber eigentlich immer formal argumentiert, mit Trennung von Ebenen und Überwindung eben dieser. In den letzten Tagen habe ich aber zunehmend versucht, das auch mal zu visualisieren. Stell dir also bitte vor:


Unsere Bühne ist das Theater, wörtlich. Wir nehmen einen Theaterraum, drehen ihn um 90° und schneiden in am rechten Bühnenrand auf und hinter der zweiten Reihe ab. Wir sehen also, im linken Drittel der Bühne zwei Reihen Theatersessel, leicht zerschlissen. Im Hintergrund eine typische Tür, wie man sie in Zuschauerräumen findet, zweiflüglig, tapeziert, mit grün-leuchtendem Notausgangsschild. Über dieser Tür eine Loge, falschgoldener Stuck an der Brüstung, samtbezogene Polster.
Der Rest, also zwei Drittel der Bühne, eine erhöhte Bühnenplattform, mit Souffleurskasten und Rampenlicht. Wir sehen quasi vom rechten Bühnenrand über das Geschehen. Links kann man die Seitenbühne erahnen, einen Teil des Vorhangs sieht man, am linken Bühnenrand sind Scheinwerfer. Auf der Bühne Unordnung, offenbar ist hier schon länger nicht mehr gespielt worden. In allen Ecken liegen alte Kostüme und Requisiten, vielleicht auch Kulissenteile. Ein rollbarer Scheinwerfer steht unbeachtet im hinteren Bereich.


Du siehst, worauf das hinausläuft: Hier treffen sich Squenz, Zettel &Co. und erobern sich im Verlauf der fünf Akte die Bühne, ihren Traum. Hier leben die Elfen, führt Puck Regie. Die verstreuten Kostüme &c. dienen zunächst Puck, später den Handwerken dazu, ihre Rollen auszustaffieren. Die ungeordneten Haufen Stoff sind Böschung für Hermia und Lysander, Blumenbett für Titania, später auch Liebeslaube für sie und ihren Zettel. Puck wird Kulissenteile finden, die Palast bedeuten; oder solche für Wald. Wir haben nicht nur ein Stück im Stück, sondern: Theater auf dem Theater auf dem Theater.