Über uns...

Dieses Blog diente der Vorbereitung einer Inszenierung - hier tauschen sich die Beteiligten über ihre Sichtweise des Stücks, die Ideen zur Inszenierung, die Probleme mit dem Text und anderes mehr aus.

Leider ist dies Inszenierung bis auf weiteres verschoben. Daher hier erstmal nichts neues.

Donnerstag, 16. November 2006

Damit man nicht soviel selbst denken muss...

Hemmungslos aus dem Web geklaut...

Theseus und Hypolita

...Die Ehe ist hier Ausdruck des militärischen Sieges des Patriarchats über die Frauen. Diese Hochzeit findet sich auch in der von Shakespeare benutzten Vorlage, der Erzählung des Ritters in den Caterbury-Tales von Chaucer. Dort wird noch eingehender beschrieben, wer Hippolyta und die Amazonen sind. Dort wird auch die Zuordnung zu den Skythen vorgenommen...

Egeus

...Der Sieg desPatriarchats über die Frauen hat sich bereits nach wenigen Zeilen in ein altes Recht verwandelt. Der Vater hat das Recht über den Willen wie das Leben der Tochter. Egeus fordert, dass sich seine Tochter Hermia in der Frage, mit wem sie ihr Leben verbringt, wem sie sich schenkt und sexuell hingibt, seinem Willen fügt. Sollte sie das nicht tun, so fordert er den Tod der Tochter. Theseus unterstreicht das Recht des Egeus...

Hermia und Lysander

...Hermia begibt sich praktisch in die Hand des Lysander,
wenn sie sich auf ihn verlässt, und damit auf dünnes Eis. Das,
wovon Hermia leben würde, wäre abhängig von der Liebe des
Lysander. Um sich vom Vater zu befreien, stürzt sie sich in die
Abhängigkeit von ihrem Ehemann, der immerhin ein anderer ist als
der, dem ihr Vater sie zu übergeben wünschte...

Demetrius und Helena

...Demetrius möchte also - so scheint es - eine Frau, die er erobern kann im Kampf gegen einen männlichen Konkurrenten, die also selbst keinen eigenen Willen behauptet. Hermia will er als Gabe des Vaters gegen ihren Willen zur Ehefrau nehmen; Helena will er erst, als Lysander sie auch will. An einem eigenen Willen "seiner" Frau scheint Demetrius kein Interesse zu haben. Andererseits ist Helena diejenige Frau, die auf die Durchsetzung ihres Willens zugunsten des von ihr geliebten Mannes verzichten will. Sie ist also eine solche Frau, wie Demetrius sie sich offenbar als erstrebenswert vorstellt. Aber indem die Vorstellung in Helena Wirklichkeit wird, zeigt sich, dass Demetrius in Wirklichkeit mit einer solchen Frau nichts anfangen kann. Die Selbstmissachtung von Helena geht ihm vielmehr auf die Nerven. Er hat also ein sich in sich widersprechendes Frauenbild, das ihm die von ihm angeblich erstrebte Frau als in Wirklichkeit für ihn uninteressant erscheinen lässt...

Aber lies doch selbst..

Das ist ja alles richtig, richtig klug sogar - aber ist das Theater?


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2 comments:

FitzLade hat gesagt…

Hast ja gar nicht selber gedacht, abgeschrieben haste - erwischt.
Kam mir gleich so komisch vor, dass das alles so gut zu deiner letzten Post passt. Preisgegeben wirst du aber dadurch, dass die 'doppelte Verneinung' hier Sinn macht - bei dir hatte ich nicht so ganz verstanden wie du denn jetzt darauf kommst.

Mehrer kurze Anmerkungen:
Shakespeare hat mit Sicherheit niemals das Wort subsumieren verwendet. Unser Autor hat es auf Seite 9 der Printversion allein (inkl. Variaten) 12 mal. Das Shakespeare im Patriarchat angelegte Verhaltenmuster beschreibt, beinhaltet bei weitem noch keine Kritik an diesen. Der Mann konnte lediglich beobachten und widergeben.

Zweimal muss unser Autor hier zu Behauptungen greifen, die im Text nicht nachvollziehbar sind.
Es ist zwar möglich, aber noch nicht einmal angedeutet, dass Lysander sich auch ohne Verzauberung in Helena verlieb könnte. Und da es ist Text nicht vorkommt, kann es auch nicht als Indiz herangezogen werden.
Und das die Wirkung des Zaubersaftes aufgehoben ist, ist auch nur so dahergesagt - warum dann explizite Entzauberungen von Titania oder Lysander. Er unterschlägt also Demetrius Sinneswandel - offenbar weil er ja dann noch immer der vorher so hoch gelobten 'Natur' nahestünde, beisst sich natürlich mit der These.

Und in Abschnitt 5c behauptet er: "Das Theater ist nicht Wirklichkeit" (Das Erklärt die dopplete Verneinung) nur um im Abschnitt 6 zu behauoten: "Denn in Wahrheit ist das im theater Gezeigte das der Wirklichkeit Zugrundeliegende". Abschnitt 6 ist Gefasel.

Meine Hauptkritik ist aber, dass das ganze un-dramatisch ist. Nichts davon kannst du auf die Bühne tragen.
und nu du...

FitzLade hat gesagt…

Nach einigem Überlegen kommen noch mehr Zweifel, ob die erwähnte Interpretation wirklich so greift.

Shakespeare erzählt Geschichten, alte Geschichten: Der Sieg über die Amazonen ist schon in griechischer Zeit ein Mythos, Theseus ist Zeitgenosse der Herakles und des Minos; die Liebhaber die gegen den Willen der Eltern fliehen und heiraten wollen (hier hat er sogar eine der ältesten Versionen).
Und ja - der Sieg des Patriarchats liegt diesen Geschichten zugrunde, macht sie somit zu Mythen, die die historische Entwicklung abbilden.

Aber Shakespeare greift nicht diesen mythischen Urgrund auf - er erzählt ganz im elisabethanischen Kontext, das Patriarchat ist seit 2000 Jahren Wirklichkeit und selbst 'Good Queen Beth' hat es nie in Frage gestellt - eher ihre männliche Seite herausgekehrt, diese Ordnung ist gottgewollt - und sie ist es, die am Ende des Stücks in allen Ebenen wieder hergestellt ist - und zur Krönung zeigt er in Pyramus und Thisbe als Satyrspiel die Folgen des Regelverstoßes. Hermia und Lysander sind gerade nochmal davon gekommen.

Nun ist das aber nur ein drittel Stück - Shakespeare verschränkt diesen europäischen Ur-Mythos mit seiner heimischen Sagenwelt - den keltischen Geistern und Kobolden, dem Volk der Nacht - und der Träume (auch hier kannst du zum Vergleich das zeitnahe entstanden Romeo und Julia heranziehen - mit Benvolios Geschichte von Queen Mab, auch einer Traumkönigin).

Und dann noch die Handwerker, speziell Zettel: Kontrast zum höfischen Leben und gebildeter Kommunikation, Gegenbild zur romantischen Liebe, Satyrspiel zum gerade gegeben Stück und natürlich auch Spiegel der eigentlichen Aufführung selbst.

Diese ganze wunderbare Komplexität unterschlägt der Text einfach...