Zettel
Ich hab' das glaub ich anders verstanden - in Zettels Kopf entstehen Idealbilder vom Hof und Schönen Menschen (=Liebhaber). Die mögen durch unpassende Zeitschriften beeinflusst sein - aber eigentlich ist mir das zu negativ besetzt.
Wenn wir Zettel den Sommernachtstraum träumen lassen, wird er zu unserer zentralen Figur - und die hätt' ich schon ganz gern liebenswert. Ich find ja eh, dass Zettels auffälligste Verhaltensweisen - Lasst mich den Löwen auch spielen - eher aus naiver Hilfsbereitschaft denn Größenwahn geboren sind.
Flaut ist es peinlich eine Frau zu spielen - kein Problem, macht Zettel das halt. Schnock (war doch Schnock, oder?) kann den Text nicht behalten - auch kein Problem, Zettel hilft ja gern. Alles zum Gelingen des großen Ganzen.
Und das ist nun nicht die Aufführung vor dem Herzog - die erträumt sich Zettel ja bloß - sondern einfach die möglichst erfolgreiche Produktion an einem Amateurtheater.
Er träumt also nicht per se von den Großen (Theseus und Hyppolita) und Schönen (Hermia und Helena) in Athen - sondern bescheiden nur, einmal vor diesen Auftreten zu dürfen.
Auftritt Puck: der existiert ausserhalb Zettels Traum - wie auch all die anderen Elfen. Und er ist nicht da, um Zettel den Traum zu erfüllen - er erzählt ihn bloß gewandter und bebilderter als Zettel das je könnte.
Daher dann auch die Ebenen
- Da haben wir zunächst Zettels - oder eher Squenzens - Athener Amateurtheater. Handwerker, die - wie Puck schön feststellt - nach getaner Arbeit mit schwieligen Händen eher schlecht aber mit viel Einsatz Theater machen. Das ist unsere Grundebene: vor der eigentlichen Bühne (ich dachte an ein Podest auf deiner Bühne - wie damals im Summer '85) und grau, da schwarz-weisses Leben (billigste Symbolik).
- Den Hof - im engeren Sinne Theseus, Hyppolita, Egeus; für Zettel zunächst auch Hermia, Helena, Lysander, Demetrius - kriegen wir nur durchs Zettels Traum zu sehen. Ob sie überhaupt ausserhalb der Traumebene existieren, wissen wir gar nicht. Und die treten auf der eigentlichen Bühne auf - denn die Bühne ist der Raum, in dem Magie stattfindet. Und sie sind - für Zettel - überirdisch schön - daher weiss und gleissend
- Da Puck ausserhalb des Traums existiert, sollte das selbe auch für die anderen Elfen gelten. Und als wahre (=nicht geträumte) Magie unterliegen sie keinen Beschränkungen. Sie können also von überall auftreten, überallhin abgehen, beliebig die Ebenen wechseln (idealerweise fliegen :-) und sind bunt wie das Leben
- Die Liebhaber machen mir noch ein klein wenig Probleme - wenn Puck Zettels Traum erzählt, warum dann diese Verwechslungen? Ich denke mir, dass hier zwei Sachen hineinspielen:
- der Streit Oberons und Titanias, der Puck gelegentlich ablenkt
- der Versuch der Liebhaber - insbesonder Hermias, sie ist die erste die von Puck Sript abweicht und widerspricht - aus dem Traum ins wahre Leben (das ist wohl eher die Elfen- als die Handwerkerebene) ausbrechen zu wollen
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